Wie gelingt Selbstbestimmung?

Ihre Fragen finden hier Platz und ehrliche Antworten.

Ich habe mein Leben lang versucht, persönliche Entscheidungen selbstbestimmt zu treffen. Nun bin ich schwer krank, und ich frage mich: Wie gelingt mir Selbstbestimmung am Lebensende? Wie selbstbestimmt kann ich bei einem assistierten Suizid überhaupt sein? Und welche Organisation wäre für mich die richtige?

In unserer Gesellschaft haben wir heute grundsätzlich die Freiheit, über viele Bereiche unseres Lebens selbst zu entscheiden – bei Krankheit stehen uns oft zahlreiche medizinische und gesundheitsrelevante Behandlungsoptionen zur Verfügung.

Ich habe also Wahlmöglichkeiten. Aber habe ich auch die nötigen Fähigkeiten, um wirklich selbstbestimmt über mein Lebensende zu entscheiden?

Dazu gehören drei Dinge:
Ich muss mich informieren wollen. Ich muss kommunizieren. Und ich muss mich selbst reflektieren.

Die ersten beiden Punkte kann ich sehr unterschiedlich auslegen. Ich kann es mir schwer machen oder leicht:
Was und wie viel will ich wirklich wissen? Wie viel Aufwand bin ich bereit zu betreiben?
Ich kann mir dabei auch einiges vormachen – etwa glauben, ich wüsste schon alles. Und ja, es ist mein Recht, mich nicht zu informieren und die Dinge einfach auf mich zukommen zu lassen.

Auch meine Kommunikationsfähigkeit kann ich mir schönreden. Ich kann sagen, was ich vermeintlich will – aber warum will ich es wirklich?

Damit komme ich zum dritten Punkt: Selbstreflexion.
Wenn ich von Selbstbestimmung am Lebensende spreche, muss ich bereit sein, über meine Werte, Wünsche und Ängste nachzudenken. Und ehrlich gesagt: Auch diese können von meinen Ängsten beeinflusst sein.

Bin ich noch selbstbestimmt, wenn meine Entscheidungen am Lebensende von Angst gesteuert werden?

Angst gehört dazu. Es wäre ungewöhnlich, wenn Sterben und Tod keinerlei Unbehagen auslösen würden oder ich mir über Schmerzen und Verluste keine Gedanken machen würde.

Es braucht Mut, sich diesen Ängsten zu stellen – sie anzuschauen, zu fühlen und ihnen genau den Platz zu geben, den ich ihnen geben möchte. Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern ihr bewusst zu begegnen.

Was bedeutet das nun für die Entscheidung zu einem assistierten Suizid?

Wenn ich aus eigener Motivation Kontakt zu einer Suizidassistenzorganisation aufnehme, ist das ein erster Schritt. In der Schweiz ist der Ablauf dafür klar geregelt. Vielleicht ist mein behandelnder Arzt bereit, das Rezept und den Arztbericht auszustellen – vielleicht auch nicht. Die Organisation übernimmt dann die weitere Koordination.

Ich habe jederzeit die Möglichkeit, mich zurückzuziehen, abzuwarten und erneut zu reflektieren. Die Abklärung kann für mich ein Plan B sein – für den Fall, dass alles andere unerträglich wird.

Aber entscheide wirklich nur ich allein, wann dieser Plan B zum Einsatz kommt?

Die Haltung und Arbeitsweise der Suizidassistenz-Organisation beeinflussen mich.
Ist sie kompetent, begleitet sie mich sorgfältig durch den Prozess und ermutigt mich zu einer offenen, ergebnisoffenen Reflexion, kann ich ruhig und klar entscheiden, was für mich richtig ist.

Fühle ich mich jedoch gedrängt oder empfinde die Kommunikation als intransparent oder unbefriedigend, sollte ich das ernst nehmen: Dann informiere ich mich über andere Organisationen und spreche meine Bedenken offen an.

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